Der Himmel im Mai 2024
Der Sternenpodcast Mai 2024
Ihr Audioguide für die Sterne. Ob zuhause mit der Sternkarte oder unterwegs unter freiem Himmel - wir führen Sie zu den interessantesten Sternbildern und Himmelsereignissen – jeden Monat neu und kostenlos.
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Dieser Podcast des Planetarium Hamburg wird Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt präsentiert - mit freundlicher Unterstützung unserer Audio-Partner Prime Time Studios und Audio Consulting Group.
Erdscheinnächte – ein kosmisches Lichtspiel
Am 8. Mai erreicht unser Mond seine Neumondphase und steht an den folgenden Abenden als schmale Sichel am Firmament. Bei klarem Himmel kommen wir in den Genuss der sogenannten Erdscheinnächte. „Der Anblick des Sichelmondes ist in den Frühlingsmonaten besonders malerisch“, sagt Dr. Voss. „Denn wir sehen nicht nur den schmalen Teil unseres Trabanten, der direkt von der Sonne beleuchtet wird. Vielmehr schimmert die komplette Mondkugel in einem fahlen, aschgrauen Licht. Es ist Sonnenlicht, das von unserem Planeten reflektiert wird – der sogenannte Erdschein.“ Das kosmische Phänomen ereignet sich, wenn rund um die Neumondphase besonders viel Licht von der Erde auf die uns zugewandte Mondseite trifft. Wären wir zu dieser Zeit auf dem Mond, würde die nahezu voll beleuchtete Erdkugel die Mondnacht erhellen – ähnlich wie der Vollmond unsere Nächte, nur deutlich stärker. „Das Phänomen des Erdscheins ist an Frühlingsabenden besonders gut zu sehen, da die Mondbahn in dieser Jahreszeit am Westhorizont steil aufsteigt“, erklärt Dr. Voss. „Daher steht die zunehmende Mondsichel viel höher und ihr Anblick wird weniger vom Horizontdunst beeinträchtigt als in den anderen Jahreszeiten.“
Nova in der Nördlichen Krone
Zwischen den Sternbildern Herkules und Bärenhüter prangt der funkelnde Halbkreis der Nördlichen Krone. Die kleine, aber markante Formation besteht aus sieben Sternen, darunter ihr Hauptstern Alphecca. Ganz passend heißt er im Lateinischen Gemma, was übersetzt so viel wie Edelstein bedeutet. „Im Umfeld der Nördlichen Krone erwarten wir in diesem Sommerhalbjahr das seltene kosmische Phänomen einer Nova. Sie ereignet sich nur alle 80 Jahre und gehört zu den fünf sichtbaren, wiederkehrenden Novae unserer Galaxie“, so Dr. Voss. „Für uns hat es den Anschein, als würde ein neuer Stern am Himmel aufleuchten.“ Leider lässt sich nicht genau voraussagen, wann es zu dem Naturschauspiel kommen wird. Es ist davon auszugehen, dass es sich irgendwann in den Sommermonaten bis September ereignen wird, wobei die Nördliche Krone nur bis Anfang August günstig an unserem Himmel auszumachen ist.
„Eine Nova entsteht in engen Doppelsternsystemen aus einem Weißen Zwerg und einem Roten Riesen – in diesem Fall im rund 3.000 Lichtjahre entfernten Sternsystem T Coronae Borealis“, erklärt Dr. Voss. „Wasserstoff gelangt aus der ausgedehnten Hülle des Roten Riesen auf den Weißen Zwerg, sammelt sich dort an und erhitzt sich so stark, dass es zu einer thermonuklearen Reaktion kommt.“ Normalerweise können wir T Coronae Borealis mit bloßem Auge nicht am Himmel erkennen. Durch die Nova wird es nun aber für mehrere Tage so wirken, als hätte die Nördliche Krone einen achten Stern dazugewonnen, der ähnlich hell wie der Polarstern erstrahlt.
Frühlingsdreieck und erste Sommersterne
„Rechts“ von der Nördlichen Krone erstrahlt die markante Formation des Frühlingsdreiecks. Sie wird von den drei Hauptsternen der typischen Frühlingssternbilder Bärenhüter (Bootes), Jungfrau und Löwe gebildet. Der Bärenhüter wird gerne mit einer Eistüte oder einem gebastelten Drachen verglichen. Sein hellster Stern Arktur funkelt orange-rot und lässt sich gut finden, indem wir den Schwung der Deichsel des Sternbilds Großer Wagen verlängern. Diesen entdecken wir senkrecht über unseren Köpfen. Unterhalb von Arktur leuchtet die bläuliche Spica in der Jungfrau. Blicken wir von ihr weiter nach „rechts“ in südwestliche Richtung, finden wir Regulus im Löwen. Das königliche Tier schreitet unterhalb der vorderen Deichsel des Großen Wagens über die Himmelsbühne. Der Löwe gilt als Leitsternbild der Jahreszeit und neigt sich bereits leicht zum Horizont. „Am 15. Mai gesellt sich unser Trabant zum hell funkelnden Regulus“, sagt Dr. Voss. „Gegen Mitternacht bietet sich uns der wohl schönste Anblick des Monats: Richtung Süden sehen wir das Frühlingsdreieck, der strahlende Halbmond steht über Regulus und in östlicher Richtung prangt die Nördliche Krone.“
Tief im Westen verabschieden sich die letzten Wintersternbilder. Nur die Zwillinge und der Kleine Hund halten sich noch über dem Horizont. Dafür können wir uns mit Wega in der Leier und Deneb im Schwan in nordöstlicher Richtung über die ersten Sterne des markanten Sommerdreiecks freuen. Atair im Adler lässt zur besten Beobachtungszeit noch auf sich warten. Dafür erkennen wir den Schlangenträger, dessen Tier mit seinem Kopf fast bis an die Nördliche Krone heranreicht. Im Südosten wird auch Antares sichtbar, der Hauptstern des Sommersternbilds Skorpion. Am 23. Mai erreicht unser Mond seine Vollmondphase und nähert sich dem rostroten Stern. Vor allem auch am folgenden Abend, am 24. Mai, ist das ungleiche Duo sehr hübsch anzusehen.
Vollmond im „Wonnemonat“
Passend zum Monat wird der Mai-Vollmond im Volksmund gerne auch „Wonnemond“ genannt. Der Begriff Wonne stammt aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen und ist ein Synonym für Freude. Nordamerikanische Ureinwohner, die Algonkin, gaben dem Vollmond im Mai aufgrund der blühenden Pflanzenpracht hingegen den Namen „Blumenmond“.
Einsame „Wanderer“
In diesem Monat zeigen sich nur wenige Planeten an unserem Himmel. Nach längerer Abwesenheit können wir im letzten Monatsdrittel endlich wieder den roten Mars am Morgenhimmel entdecken. Am 20. Mai erkennen wir ihn tief in östlicher Richtung in der Morgendämmerung. Auch Ringplanet Saturn zeigt sich am Firmament und gewinnt dabei leicht an Helligkeit. Am 31. Mai prangt der abnehmende Halbmond „rechts“ von ihm, was einen schönen Anblick verspricht. Leider steht das Duo sehr tief, sodass freie Horizontsicht erforderlich ist. Interessierte blicken um 3 Uhr zum Osthimmel.