Saturn regiert die hellen Juni-Nächte
Unsere Sonne steht im Juni länger und höher am Himmel als in allen anderen Monaten. Am 21. Juni um 6:24 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit erreicht sie den Gipfelpunkt Ihrer Jahresreise im Tierkreis. Auch nach Sonnenuntergang wird es bei uns im Juni nicht richtig dunkel - die Dämmerung hält auch um Mitternacht noch an, und nur die hellsten Gestirne können sich rasch durchsetzen.
Der Sternenpodcast Juni 2017
Ihr Audioguide für die Sterne. Ob zuhause mit der Sternkarte oder unterwegs unter freiem Himmel - Planetariumsdirektor Thomas Kraupe führt Sie zu den interessantesten Sternbildern und Himmelsereignissen - jeden Monat neu und kostenlos. Hier können Sie die mp3-Audio-Datei direkt herunter laden. Dieser Podcast des Planetarium Hamburg wird Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt präsentiert - mit freundlicher Unterstützung unserer Audio-Partner Prime Time Studios und Audio Consulting Group.
Zuerst tritt Jupiter auf
Jupiter hat dabei die „pole position“ und wird kurz nach Sonnenuntergang hoch im Süden sichtbar. Der Planet leuchtet heller als alle Sterne und funkelt nicht. Am 10. Juni beendet Jupiter mit seinem „Stillstand“ vor dem Sternenhintergrund der Jungfrau seine Oppositionsperiode. Der Riesenplanet wandert danach wieder ostwärts durch die Jungfrau, Richtung Spica.
Am 3. Juni leuchtet der zunehmende Mond neben Jupiter und nähert sich ihm bis zum gemeinsamen Untergang um 3 Uhr morgens bis auf etwa ein Grad an - der schönste Paarlauf des Monats! Die Zeiten, in denen Jupiter die ganze Nacht am Himmel blieb, sind nun allerdings vorbei. Nur in der ersten Nachthälfte dominiert er noch den Himmel.
Saturn, die ganze Nacht über
Saturn übernimmt das Zepter - er regiert jetzt die Nacht! Allerdings ist der Ringplanet bei weitem nicht so auffällig wie Jupiter und steht etwas verloren am Himmel - tief im Süden, zwischen den Tierkreissternbildern Skorpion und Schütze, im wenig bekannten aber ausgedehnten Sternbild Schlangenträger. Seine Maximalhöhe über dem Südhorizont beträgt in Norddeutschland nur etwa 14 Grad - das ist weniger als eine Handspanne bei ausgestrecktem Arm. In der Nacht vom 9. auf den 10. Juni zieht der Vollmond nur 2 Grad nördlich von Saturn vorbei, und das Paar ist fast bis Sonnenaufgang zu sehen. Der Juni ist die beste Zeit des Jahres, um den Ringplaneten zu sehen, denn er steht die ganze Nacht bei uns am Himmel. Die berühmten Ringe des Saturn sind allerdings erst mit einem Fernrohr ab etwa 30-facher Vergrößerung zu sehen.
Sommerdreieck mit Atair
Drei markante Sommersternbilder finden wir jetzt die ganze Nacht über am Himmel - Leier, Schwan und Adler. Die hellsten Sterne dieser Sternbilder bilden das auffällige „Sommerdreieck“ : Wega in der Leier - hoch am Himmel; östlich, das heisst „links“ daneben Deneb im Schwan - und Richtung Süden - tiefer, den Stern Atair im Adler, „Alpha Aquila“, der die Südspitze dieses ausgedehnten, gleichschenkeligen Sommerdreiecks markiert.
Atair galt bereits vor Jahrtausenden bei den Sumerern und Babyloniern als „ Adlerstern“. Mit einer Entfernung von 17 Lichtjahren gehört der bläulich-weiße Stern zu den nächsten Nachbarn der Sonne und übertrifft sie um das zehnfache an Leuchtkraft. Mit einer Oberflächentemperatur von 8.600 Grad ist Atair auch heißer und dreht sich in nur sechseinhalb Stunden rasend schnell um die eigene Achse.
Vorbei an Atair zieht sich das Band der sommerlichen Milchstraße - vom Sternbild Schwan kommend, weiter über Saturn in den horizontnahen Schützen, wo sich das Zentrum unserer Galaxis befindet. Wenn man mit dem Fernglas abseits der Stadt durch diese Himmelsregion streift, erkennt man dort äußerst sternreiche, aber auch dunkle Gebiete, sowie helle Gasnebel und Dutzende Sternhaufen.
Morgenstern Venus
Unser innerer Nachbarplanet erreicht am 3. Juni mit fast 46 Grad seine größte westliche Winkeldistanz zur Sonne, doch noch immer ist er im Tierkreis südlicher als die Sonne unterwegs. Vom Sternbild Fische wandert Venus bis Monatsende in den Stier, der Sonne hinterher, und sie zeigt sich nur kurze Zeit in der hellen Dämmerung. Immerhin - ihr Aufgang verfrüht sich von 3:30 Uhr auf 2:40 Uhr - und so geht sie Ende Juni dann schon mehr als 2 Stunden vor der Sonne auf.
Spektakulär ist der morgendliche Anblick am 20. und am 21. Juni gegen 3:30 Uhr morgens, wenn die wunderschöne Sichel des abnehmenden Mondes zunächst rechts neben Venus platziert ist und am Morgen danach - drei Stunden vor Sommerbeginn genau unterhalb der hellen Venus in der Morgendämmerung emporsteigt. Es lohnt sich, für diesen Blick zum Osthorizont früh aufzustehen!
Ein Artikel von Thomas W. Kraupe