Der Himmel im Oktober 2024
Der Sternenpodcast Oktober 2024
Ihr Audioguide für die Sterne. Ob zuhause mit der Sternkarte oder unterwegs unter freiem Himmel - wir führen Sie zu den interessantesten Sternbildern und Himmelsereignissen – jeden Monat neu und kostenlos.
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Dieser Podcast des Planetarium Hamburg wird Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt präsentiert - mit freundlicher Unterstützung unserer Audio-Partner Prime Time Studios und Audio Consulting Group.
So finden Sie Komet Tsuchinshan-ATLAS an Himmel über HamburgSichtbarkeit des Kometen Tsuchinshan-ATLAS
Generelle Tipps für eine gute Sicht auf den Kometen:
- Begeben Sie sich an einen dunklen Ort außerhalb der Stadt – Kometen sind „lichtscheu“.
- Schauen Sie von einem Ort aus, der möglichst freie Sicht nach Westen bietet – denn der Komet steht (zumindest bis etwa zum 20.10.) eher tief über dem westlichen Horizont. Häuser oder Bäume können ihn verdecken.
- Nehmen Sie ein Fernglas zur Hilfe, sofern Sie die Möglichkeit dazu haben. Denn damit ist der Komet einfacher als ohne Hilfsmittel zu finden. Und selbst wenn er mit bloßem Auge zu sehen ist: Der Anblick im Fernglas ist noch eindrucksvoller!
- Schauen Sie zur unten angegebenen Uhrzeit (Achtung: Diese ändert sich von Tag zu Tag) Richtung Westen – also dorthin, wo zuvor die Sonne untergegangen ist. Falls der Komet tatsächlich so hell wird wie erhofft, sollte er zu diesem Zeitpunkt am besten sichtbar sein. Versuchen Sie es aber nicht viel früher oder später: Dann ist es entweder noch zu hell und der Komet ist noch nicht auffindbar, oder er ist bereits untergegangen.
- Falls der Komet wider Erwarten schwächer leuchtet als prognostiziert, kann der helle Stern Arkturus als Wegweiser dienen: Arkturus ist der markanteste Stern an unserem abendlichen Herbsthimmel und steht ebenfalls tief im Westen. Sein Lichtpunkt fällt unmittelbar ins Auge. Wenn Sie Arkturus gefunden haben, entdecken Sie den Kometen links unterhalb von Arkturus (bis 15.10.) bzw. weit links von Arkturus (ab 16.10.).
12.10.2024, 19:20 Uhr
Der Komet ist voraussichtlich am 12.10. erstmals über Hamburg zu sehen. Allerdings geht er an diesem Tag schon früh unter. Gegen 19:20 Uhr kann man ihn in der noch hellen Dämmerung erspähen. Er befindet sich dann rechts der auffälligen Venus, die aber bereits um 19:22 Uhr unter den Horizont sinkt, und links unterhalb des markanten Sterns Arkturus, der sich zu dieser frühen Uhrzeit jedoch gerade erst aus dem Dämmerungslicht schält. Um 19:20 Uhr steht der Komet etwa 5° hoch über dem Horizont. Daher ist freie Sicht in Richtung Westen wichtig, um ihn entdecken zu können.
12.10.2024, 19:45 Uhr
Eine knappe halbe Stunde später ist es dunkler geworden. Nun ist der Stern Arkturus, der als Aufsuchhilfe dienen kann, deutlich zu sehen. Der Komet steht aber mittlerweile nur noch 2° hoch über dem Horizont und dürfte bereits in dessen Dunst verschwinden – zumal er sich nun so flach über dem Horizont befindet, dass man ihn nur von hoch gelegenen Aussichtspunkten mit absolut freier Horizontsicht nach Westen entdecken kann. Bei all dem stört das auch um diese Uhrzeit noch immer helle Dämmerungslicht – und sobald es ganz dunkel wird, ist der Komet längst untergegangen. Im Ganzen ist die Sicht auf den Kometen am 12.10. noch sehr schwierig.
14.10.2024, 20:05 Uhr
Zwei Tage später, am 14.10., ist der Komet auf seiner Bahn um die Sonne weiter nach Norden gewandert und steht daher zur selben Uhrzeit deutlich höher am Himmel; daher muss man nicht mehr mühselig in der hellen Dämmerung vor 20 Uhr nach ihm suchen. Vielmehr können wir nun abwarten, bis es kurz nach 20:00 Uhr bereits deutlich dunkler geworden und der Komet somit einfacher auffindbar ist. Dieselbe Höhe von 5° über dem Horizont wie am 12.10. um 19:20 Uhr, erreicht er nun im Laufe seines Untergangs erst um 20:05 Uhr. Zu dieser Zeit leuchten bereits viele Sterne am Himmel, darunter auch Arkturus rechts oberhalb von ihm, der erneut als Aufsuchhilfe dienen kann. Schauen wir noch etwas später hinauf, wird es zwar noch dunkler und der Komet erscheint prächtiger – aber gleichzeitig geht er unter und entzieht sich unseren Blicken. Die beste Zeit, ihn am 14.10. zu sehen, ist daher kurz nach 20 Uhr, am besten um 20:05 Uhr.
16.10.2024, 20:15 Uhr
Bis zum 15.10. sehen wir den Kometen nur in der Dämmerung. Sobald es ganz dunkel wird, geht er immer bereits unter. Aber am 16.10. steht er nun erstmals so hoch, dass er auch zum Ende der Dämmerung um 20:15 Uhr, also am ganz dunklen Himmel, noch gut sichtbar ist. Der beste Zeitpunkt, ihn am 16.10. zu beobachten, ist daher gegen 20:15 Uhr. Er steht nun weit links des hellen Sterns Arkturus.
19.10.2024, 20:10 Uhr
An den Tagen nach dem 16.10. sehen wir den Kometen immer genau dann am besten, wenn die Dämmerung endet und die dunkle Nacht gerade beginnt. Die Sonne sinkt Tag für Tag zunehmend früher unter den Horizont, sodass auch die dunkle Nacht immer früher beginnt. Am 19.10. ist es bereits um 20:10 Uhr so weit. Der Komet erscheint inzwischen weniger hell als an den vorangehenden Abenden, da er sich immer mehr von der Sonne entfernt und die Freisetzung von Gas und Staub rapide abnimmt.
25.10.2024, 20:00 Uhr
Ein paar Tage später, am 25.10., steht der Komet noch höher am Himmel, sodass sein zuvor früher Untergang und flacher Stand über dem Horizont nun keine Probleme mehr bereiten. Dafür hat die Helligkeit des Kometen aber inzwischen soweit abgenommen, dass es schwierig wird, ihn mit bloßem Auge ohne Hilfsmittel zu finden. Bis in den November hinein wird man Tsuchinshan-ATLAS aber zumindest mit einem Fernglas am Himmel ausmachen können, während er immer höher ans Firmament steigt und durch die Sternbilder Schlange und Schlangenträger läuft.
Für die Sichtung des Kometen Tsuchinshan-ATLAS heißt es „Daumen drücken“. Ein solcher Himmelskörper wird auch als „Schweifstern“ bezeichnet, ist im Prinzip aber nichts anderes als ein wenige Kilometer kleiner „schmutziger Schneeball“, dessen Eis in Sonnennähe zu Dampf wird. Wasserdampf und andere Gase ummanteln den Kometenkern und reißen kleine Staubteilchen mit sich, die zuvor im Eis des Kometen eingebettet waren. Es bilden sich zwei lange Schweife – einer aus Gas und einer aus den Staubteilchen.
Tsuchinshan-ATLAS wurde am 9. Januar 2023 an den gleichnamigen Observatorien entdeckt. Wobei der Begriff Tsuchinshan aus dem Mandarin-Chinesischen stammt und so viel wie „Purpurberg“ bedeutet. Die Mitarbeitenden dieser Sternwarte im Außenbereich der Stadt Nanjing in der Volksrepublik China hielten ihn zunächst für einen Asteroiden. Erst am 22. Februar erkannte man mithilfe des südafrikanischen Teleskops ATLAS (Asteroid Terrestrial-impact Last Alert System) seine Kometennatur – was den Doppelnamen erklärt.
Der Komet hat eine extrem lang gestreckte Bahn und stammt aus der äußeren Oortschen Wolke am Rande unseres Sonnensystems. Er gelangte nun zum ersten Mal ins innere Sonnensystem. Am 27. September erreichte er seine größte Annäherung an die Sonne, wobei er der Sonnenstrahlung besonders intensiv ausgesetzt war. Wie bei jedem Kometen ging dieser Zeitraum mit einer starken Freisetzung von Gas und mitgerissenem Staub aus dem Eis des Kometen einher. Der „Schweifstern“ wurde daher während der letzten Septembertage merklich heller.
Von Deutschland aus war dies nicht zu sehen, da der Komet der Sonne zu nah stand. Je weiter südlich man sich befindet, desto höher steht der Komet über dem Horizont – und ist damit besser und früher zu sehen. Für geübte Beobachtende war er zwar auch bei uns im Norden bei optimalen Sichtverhältnissen schon Anfang Oktober am frühen Morgen auffindbar, aber ohne besondere Kenntnisse und Hilfsmittel wird man ihn erst Mitte des Monats gut beobachten können.
Am 12. Oktober erreicht er mit 70,7 Millionen Kilometern Distanz seine größte Nähe zur Erde. Mit etwas Glück erwartet uns im Hamburger Raum etwa ab dem 12. Oktober ein schöner Anblick am Abendhimmel. Auf jeden Fall lohnt sich der Griff zum Fernglas!
Es wird dunkel – gute Sichtverhältnisse für Polarlichter
Nachdem die Tag-und-Nacht-Gleiche am 22. September den Herbst einläutete, wird es merklich dunkler. Geht die Sonne über Hamburg am 1. Oktober noch um 7:22 Uhr auf und um 18:55 Uhr unter, ist es am 26. Oktober erst um 8:08 Uhr bzw. schon um 17:58 Uhr Mitteleuropäischer Sommerzeit (MESZ) so weit. Dazu kommt, dass wir unsere Uhren am 27. Oktober eine Stunde zurück auf Winterzeit stellen. Zum Monatsende erleben wir den Sonnenuntergang somit bereits um 16:48 Uhr. Die längeren Nächte sind gut dazu geeignet, den Sternenhimmel zu beobachten – und andere Himmelshighlights, wie beispielsweise Polarlichter: „In diesem Jahr erleben wir das solare Maximum, das sich nur alle elf Jahre ereignet. Vor allem im vergangenen Mai ließen die starken Sonnenstürme das Firmament in weiten Teilen Deutschlands in bunten Farben erstrahlen. Doch auch in den darauffolgenden Monaten kam es immer wieder zu vereinzelten Sichtungen von Polarlichtern“, sagt Dr. Björn Voss, Direktor des Planetarium Hamburg. „Sie entstehen, wenn die geladenen Teilchen des Sonnenwindes auf das Magnetfeld der Erde prallen und zu den Polen geleitet werden. Daher lässt sich die hübsche Himmelserscheinung in diesen Regionen auch besonders intensiv und häufig beobachten. Nur manchmal sind die Sonnenstürme so intensiv, dass die Polarlichter auch hierzulande zu sehen sind. Hoffen wir das Beste für das jüngst angebrochene dunkle Winterhalbjahr.“
Mond und Planeten am Herbsthimmel
Auch der Mond kommt im Oktober auf eine Stippvisite bei der Venus vorbei. Am 5. Oktober sehen wir seine schmale Sichel bei unserem noch immer vergleichsweise unscheinbaren Abendstern, der erst im Dezember seinem Namen gerecht und in voller Pracht erstrahlen wird. Drei Tage bevor er seine Vollmondmondphase erreicht, am Abend des 14. Oktober, wandert unser Trabant knapp an Saturn vorbei. Der Ringplanet zieht sich zwar langsam vom Morgenhimmel zurück, lässt sich aber noch immer fast die komplette Nacht hindurch am Himmel beobachten. Sein „großer Bruder“ Jupiter hat einen glanzvollen Auftritt und wird zum Planeten der ganzen Nacht. Am Monatsanfang steigt er kurz vor 22 Uhr über den Horizont, zu seinem Ende – also nach der Zeitumstellung auf Winterzeit – bereits einige Minuten vor 19 Uhr. Am Morgen des 21. Oktober erhält auch er Besuch vom abnehmenden Mond, der zwei Abende später zudem als Halbmond nördlich an Mars vorbeiwandert. Der Rote Planet wird in den kommenden Wochen immer auffälliger und gewinnt zu Ende Oktober stark an Helligkeit. Wir sehen seinen orange-rötlichen Lichtpunkt nun zunehmend vor Mitternacht.
„Supermond“ überstrahlt Sternschnuppen
Am 17. Oktober steht unser Mond als voller „Supermond“ am Himmel. Mit 357.400 Kilometern kommt er uns sogar noch näher als der Vollmond im September. „Der Begriff ‚Supermond‘ ist kein astronomischer Fachbegriff, sondern wird gerne im umgangssprachlichen Sprachgebrauch verwendet“, sagt Dr. Voss. „Von ihm ist die Rede, wenn der Mond seine Vollmondstellung im Perigäum, also in Erdnähe, erreicht. Anders ein sogenannter ‚Minimond‘ in Erdferne, dem Apogäum. Schließlich schwankt der Abstand des Mondes zur Erde zwischen 406.000 und 356.000 Kilometern. Besonders dramatisch sind die Größen- und Helligkeitsunterschiede aufgrund der geringen Distanz jedoch nicht – zumal uns ein direkter Vergleich der verschiedenen Vollmonde am Himmel nicht möglich ist. Ein ‚Supermond’ wirkt etwa 7 Prozent größer und 15 Prozent heller als ein durchschnittlicher Vollmond. Im Vergleich zu einem ‚Minimond‘ ist er rund 14 Prozent größer und 30 Prozent heller.“
Leider überstrahlt der noch immer recht volle Mond das Maximum des alljährlichen Sternschnuppenstroms der Orioniden. Der eher mäßige Meteorschauer wird bei seinem hellen Schein nur vereinzelte Leuchtspuren ans Firmament zeichnen. Wer die Sternschnuppen sehen möchte, sucht einen möglichst dunkeln Ort auf und bringt Geduld mit. „Die Orioniden sind verglühende Staubteilchen, die ihren Ursprung im Kometen Halley haben. Sie prallen auf die Erdatmosphäre und verglühen in einem leuchtenden Schlauch aus ionisierter Luft“, erklärt Dr. Voss. „Wir haben von Anfang Oktober bis in den November hinein die Gelegenheit dazu, Meteore zu entdecken. Ihr Maximum erreichen die Orioniden aber in der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober – also nur wenige Tage nach Vollmond.“ Namensgeber der Orioniden ist das Sternbild Orion, von dem die Leuchtspuren auszustrahlen scheinen. Komet Halley selbst wird erst wieder im Jahre 2061 in Erdnähe gelangen.
Funkelnder Herbsthimmel
Das „Himmels-W“ der Kassiopeia steht nun senkrecht über unseren Köpfen. Wie der inzwischen sehr tief stehende Große Wagen ist auch dieses Sternbild „zirkumpolar“, also das ganze Jahr hindurch zu sehen. Denn es liegt nahe genug am Himmels-Pol, um im Laufe einer Erdrotation nicht unter den Nordhorizont zu sinken. Als Leitsternbild des Herbstes scheint das geflügelte Pferd Pegasus himmelwärts zu galoppieren. Gemeinsam mit der Sternenkette der Andromeda bildet die funkelnde Formation das markante „Herbstviereck“, das abends halbhoch im Süden platziert ist und im Laufe der Nacht nach Westen driftet.
Das „Sommerdreieck“ mit den Sternen Wega, Deneb und Atair steht abends schon kurz vor seinem Untergang im Westen, während mit Kapella im Fuhrmann bereits ein Vorbote des Winters am Osthorizont erstrahlt. Ebenfalls im Osten, aber etwas flacher über dem Horizont, steht Aldebaran, der rötliche Augenstern des Sternbilds Stier. Hier sehen wir auch den V-förmigen Sternhaufen der Hyaden und die wie eine Miniaturausgabe der Formation Großer Wagen geformte Sternengruppe der Plejaden. „Am 19. Oktober erwartet uns der wohl schönste Himmelsanblick des Monats“, sagt Dr. Voss. „Gegen Mitternacht steht der fast volle Mond nahe der Plejaden. Kapella im Fuhrmann strahlt links oberhalb des Mondes, während der helle Jupiter nahe Aldebaran im Stier links unter ihm am Firmament prangt. Etwas tiefer am Osthimmel sehen wir den rötlichen Mars.“ An diesem Abend lohnt es sich generell, den Mond und die Plejaden im Blick zu behalten. Steht unser Trabant bei seinem Aufgang gegen 21 Uhr noch etwas rechts des offenen Sternhaufens, wandert er in den folgenden Stunden durch sie hindurch. Ab Mitternacht befindet er sich schon links von ihnen.